Erfolgreicher Anbau von Dinkel
Man muss unbedingt zwei Sortentypen bei Dinkel unterscheiden, die völlig unterschiedliche Anbaupraktiken erfordern. Im Dinkel gibt es einen gewissen Markt für alte Landsorten, wie den Oberkulmer Rotkorn, Schwabenkorn, Bauländer Spelz oder Steiners Roter Tiroler. Dies sind allesamt sehr langstrohige Sorten, die problemlos Wuchshöhen um 150 cm erreichen und somit aber sehr leicht lagern. Bei Verwendung dieser Sorten muss ein erfolgreicher Landwirt vor allem darauf achten, dass sein Bestand halbwegs stehend zur Ernte kommt, sei es über reduzierte Düngung, Halmverkürzer, später Fruchtfolgeplatz, schlechte Standorte, oder ähnliches. Allerdings gibt es im Dinkel mittlerweile viele moderne Sorten, die eine reduzierte Halmlänge mit deutlich > 25% mehr Kornertrag haben. Beispiele hierfür sind Zollernspelz, Zollernfit, Albertino, Stauferpracht und Badenglanz (weitere bitte der beschreibenden Sortenliste entnehmen). Diese Sorten bleiben auch bei intensivem Anbau stehen und können somit je nach Boden sicherlich mit 120-150 kg Stickstoff gedüngt werden, evtl. in Kombination mit einer Wachstumsreglergabe. Dinkel eignet sich somit auch besser als Weizen, um die neue Düngereform umzusetzen. So empfehlen wir keinem Landwirt eine alte langstrohige Sorte anzubauen, ohne einen passenden Anbauvertrag zu haben, der die niedrige Ertragsleistung im Vergleich zu den modernen Dinkelsorten ausreichend kompensiert.
Bisher wurde Dinkel hauptsächlich als Vese ausgesät, dass bedeutet für die Aussaattechnik etwas langsameres Fahren sowie eine gute Einstellung der Maschine, dass die Rohre nicht verstopfen. Mittlerweile ist aber immer mehr Dinkelsaatgut als Körner erhältlich. Wegen der Anfälligkeit gegenüber Bodenbürtigen Krankheiten wird eine Saatgutbeizung empfohlen. Aktuell gibt es im Markt nur Wintersorten, vom Saisonverlauf kann man sich stark am Brotweizen orientieren. Auch wenn Dinkel auf Mittelgebirgslagen relativ gesehen besser zurecht kommt als Brotweizen, erfreut sich Dinkel natürlich auch an guten Böden und Klimaeigenschaften in Form von gesteigertem Ertrag. Resistenzeigenschaften sind nur mittelmäßig, Behandlungen gegen Mehltau, Braunrost und Gelbrost sind zu überlegen. Bei der Ernte darf der Mähdrescher nicht zu schnell fahren, die Trommeldrehzahl sollte eher langsam eingestellt und der Korbabstand unbedingt den Vesen angepasst werden. Die Nähe zu Verarbeitern, die Dinkel gerben können, wird angeraten. Im Dinkelanbau kann u.U. eine Prämie für den Anbau alter Getreidearten erhalten werden. Anbaukontrakte, die Mindestrohproteingehalte vorschreiben, sollten hinterfragt werden, da dadurch kaum die Backqualität beeinflusst wird. Mehr Informationen und Vergleiche zu agronomischen Merkmalen von Dinkel und Weizen könnt ihr hier finden. Bei der Sortenwahl unbedingt die Beschreibende Sortenliste des Bundessortenamtes oder entsprechende Landessortenversuche beachten. Auch wichtig: Dinkelsorten können sich in ihren Backeigenschaften sehr unterscheiden, also lieber vorab abklären, was einem nachher der Getreidehandel oder Mühlen abnehmen.